Kurzdarstellung

Das Projekt #Gedenkstättenkompetenz – Lernen an und mit außerschulischen Lernorten

Gedenkstätten, Erinnerungsorte und Archive zur Geschichte der SED-Diktatur und deutschen Teilung haben sich in den vergangenen Jahrzehnten zu vielschichtigen Lernorten entwickelt. Sie fördern historische Orientierung und Urteilsbildung und ermöglichen Teilhabe an  erinnerungskulturellen Diskursen. Auf diese Weise können sie einen Beitrag zur Förderung und Entwicklung eines reflektierten Geschichts- und Demokratiebewusstseins leisten. Ob Jugendliche diese Lernpotentiale nutzen, hängt ganz entscheidend vom Engagement und von den Kompetenzen der Lehrkräfte ab.

Ziel des Projekts #Gedenkstättenkompetenz – Lernen an und mit außerschulischen Lernorten ist es daher, Lehrkräfte darin zu unterstützen, die Besuche von Gedenkstätten, Erinnerungsorten und Archiven gewinnbringend für ihren Unterricht zu nutzen.

Um dieses Ziel zu erreichen, setzt das Projekt bei der Lehrkräftebildung an: Im Rahmen von Seminaren und Exkursionen, die gemeinsam mit den Archiv- und Gedenkstättenpädagog:innen der beteiligten Lernorten entwickelt werden, treten angehende Lehrkräfte in einer frühen Phase ihrer Professionalisierung in den Austausch mit den Bildungsteams vor Ort. Studierende lernen auf diese Weise die Potentiale der Lernorte kennen und entwickeln Kriterien, um diese zu analysieren. Zudem reflektieren sie Möglichkeiten, den Besuch von außerschulischen Lernorten mit Schüler:innen vor- und nachzubereiten.

In dieser Zusammenarbeit werden folglich kooperative Lehrformate entwickelt und mit Studierenden erprobt, die sodann an den beteiligten Institutionen implementiert und auf andere Themenbereiche und Phasen der Lehrkräftebildung transferiert werden können.

Ziele des Projekts

#Gedenkstättenkompetenz gemeinsam entwickeln

© WWU Münster

Zusammenarbeit fördern

Lehrende, Studierende und Bildungsteams diskutieren gemeinsam vor Ort über Ausstellungen, Bildungsangebote, Vermittlungsziele und Möglichkeiten der Vor- und Nachbereitung im Unterricht  – und lernen voneinander.

© WWU Münster

Lernprozess gestalten

Die kooperativen Lehrformate aus Seminar und Exkursion werden von den Projektpartner:innen entwickelt und erprobt. In begleitenden Workshops mit Akteur:innen der akademischen und  schulpraktischen Lehrkräftebildung werden diese Formate  optimiert.

© SBM | Gesa Simons

Transfer ermöglichen

Die Ergebnisse des Projekts werden so aufbereitet, dass sie auf andere Themenbereiche und Phasen der Lehrkräftebildung transferierbar sind. Somit werden sie für einen weiteren Kreis von Lehrenden, Lernorten und Lehrkräften relevant.

Zum Begriff

#Gedenkstättenkompetenz

#Gedenkstättenkompetenz wird im Projekt als Verständigungs- und Arbeitsbegriff genutzt. Er hat somit eine heuristische Funktion und richtet den Fokus auf die Förderung professioneller Kompetenzen von Lehrkräften, insbesondere der gesellschaftswissenschaftlichen Fächer bei der Arbeit an und mit außerschulischen Lernorten. Lehrkräfte sollen Gedenkstättenbesuche gemeinsam mit den Bildungsteams vor Ort kompetent begleiten.

Dabei finden Werthaltungen, Motivationen und Handlungskompetenzen der zukünftigen Lehrpersonen ebenso Beachtung wie die professionsrelevanten Dimensionen historischen, geschichtskulturellen, geschichtsdidaktischen und pädagogischen Wissens.

Die inhaltliche Konkretisierung dieser Dimensionen wird als das Ergebnis eines multiprofessionellen Aushandlungsprozesses verstanden, um so die spezifischen Potentiale und Bedarfe der beteiligten institutionellen Partner der Lehrkräftebildung und der Lernorte einzubringen. Wir verstehen daher die Entwicklung von #Gedenkstättenkompetenz als einen kooperativen Prozess, der von der engen Verzahnung von Theorie und Praxis profitiert

#Gedenkstättenkompetenz – ein problematischer Begriff

Der Begriff #Gedenkstättenkompetenz dient im Rahmen des Projekts vorrangig dazu, unsere Überlegungen begrifflich zu fassen  und projektrelevante Aspekte der Lehrkräfteprofessionalisierung zu schärfen, wie:

  • Überzeugungen zur Relevanz historischer Lernorte für historisch-politische Bildung und Erinnerungskultur;
  • Geschichtswissen: Doppelte Diktaturgeschichte und deutsche Teilungsgeschichte, Fragekompetenz, historische Methodenkompetenz (z.B. Quellenanalyse);
  • Geschichtskulturelles Wissen: Funktion von Gedenkstätten und laufende Diskurse, Methoden der Ausstellungsanalyse;
  • Geschichtsdidaktisches Wissen: Schülervorstellungen, Analyse gedenkstättenpädagogischerAngebote, Planung, Vor- und Nachbereitung von Gedenkstättenbesuchen.Inhaltlich gilt es, die Anschlussfähigkeit dieser Überlegungen an vorliegende Modelle zu prüfen.
 

Die Modellbildung basiert auf fächerübergreifenden und geschichtsdidaktischen Konzepten der Lehrkräfteprofessionalisierungsforschung  (Baumert & Kunter 2006; Heuer et al. 2017). Diese theoretischen Grundlagen dienen dazu, Ausbildungs- und Fortbildungsmodule zum Lernen an und mit historischen Lernorten theoriebasiert zu begründen, Lernpotentiale archiv- und gedenkstättenpädagogischer Angebote herauszustellen und auch gegenüber den Lehrkräften zu kommunizieren. Die Verständigung auf projektrelevante Kompetenzbereiche, die im Rahmen der Lehrkräftebildung systematisch gefördert werden können, ist daher grundlegend für die projektinterne Kommunikation sowie für den Transfer der Projektergebnisse.

Zugleich liegt dem Begriff #Gedenkstättenkompetenz ein weit gefasstes Verständnis von Gedenkstätten zugrunde, das – gemäß der Gedenkstättenkonzeption des Bundes 1999/2008 – insbesondere die Lernortfunktion stärkt und die lernortspezifischen Potenziale betont. Entsprechend kooperieren wir im Zuge unseres Projekts mit Lernorten, die die folgenden Qualitätsmerkmale erfüllen: Sie

  • repräsentieren historische Orte,
  • blicken auf einen Institutionalisierungsprozess als Ergebnis eines geschichtspolitischen Diskursprozesses zurück,
  • ermöglichen exemplarische thematische Perspektiven auf (doppelte) Diktatur- und Teilungsgeschichte (national – regional),
  • arbeiten mit lernortspezifischen Quellengruppen und Sammlungsbeständen
  • verfügen über eine dauerhafte Ausstellung,
  • bieten pädagogische Angebote für unterschiedliche Besuchergruppen an und
  • verfügen über eine professionelle Archiv- und Gedenkstättenpädagogik.
 

Literaturverweise:

Baumert, Jürgen / Mareike Kunter (2006): „Stichwort: Professionelle Kompetenz von Lehrkräften“. In: Zeitschrift für Erziehungswissenschaft, 9 (4), S. 469-520.

Heuer Christian / Resch, Mario & Seidenfuß, Manfred (2017): Geschichtslehrerkompetenzen?  Wissen und Können geschichtsdidaktisch“. In: Zeitschrift für Didaktik der Gesellschaftswissenschaften, 8 (2), S.158-176.

Arbeitsweise

Struktur der Kooperation im Projekt

© Bund für Bildung e.V.

Der Arbeits- und Lernprozess umfasst die gesamte Projektlaufzeit und basiert auf der Zusammenarbeit zwischen den beteiligten Akteur:innen der Lehrkräftebildung sowie der Archiv- und Gedenkstättenpädagogik.

Durch die kooperative Entwicklung von Lehrformaten können die spezifischen Perspektiven, Potentiale und Vermittlungsziele der beteiligten Lernorte und der Lehrkräftebildung sowie die Präkonzepte und Überzeugungen der Studierenden beachtet werden.

Chancen der Optimierung dieser Formate wie auch des Transfers und der Implementierung ergeben sich aus der Auswertung im Projektteam und mit Expert:innen der ersten bis dritten Phase der Lehrkräftebildung. Die Ergebnisse können sodann für die Lehrkräftebildung aufbereitet, bzw. in Variationen, Erweiterungen und Neuausrichtungen adaptiert werden.

Expertisen im Projekt
© Bundesarchiv

Ausrichtung des Projektteams

Das Projekt #Gedenkstättenkompetenz bringt Akteure der universitären und schulpraktischen Lehrkräftebildung, der Zeitgeschichtsforschung, der Geschichtsdidaktik und der Archiv- und Gedenkstättenpädagogik sowie der Bildungskommunikation im Projektteam zusammen. Darüber hinaus bringen sich Studierende des Fachs Geschichte und somit auch angehende Lehrpersonen in Seminare und Exkursionen ein.

Die multiprofessionelle Zusammensetzung ermöglicht den Austausch über und die Entwicklung von gemeinsamen Vermittlungszielen. Das Projekt bringt somit unterschiedliche persönliche Erfahrungen, professionelle Kompetenzen  aber auch generative Perspektiven zusammen, die sich gegenseitig bereichern. Dabei wird auch auf eine ausgewogene Einbindung von Ost- und West-Perspektiven geachtet, die gemeinsam reflektiert werden.

© Gedenk- und Bildungsstätte Andreasstraße

Einbindung des Expert:innen-Netzwerks

In projektbegleitenden Workshops findet ein Austausch mit Expert:innen der Lehrkräftebildung, der universitären Lehre und sehr unterschiedlichen außerschulischen Lernorten zur doppelten Diktaturgeschichte statt. Die Vielfalt institutioneller, professioneller und persönlicher Erfahrungen fördert die kontinuierliche konstruktiv-kritische Reflexion der Projektarbeit und die Kommunikation der Projektinhalte in die jeweiligen Bildungsbereiche hinein, was zur Optimierung der Angebote und deren Nutzung beitragen kann.

In diesem Wissensaustausch zwischen Projektteam und Netzwerkpartner:innen entstehen neue Ideen, Anwendungs- und Transferoptionen sowie Verbreitungskanäle, die inhaltlich und zeitlich über das Projekt hinausreichen.

Ergebnisse des Projekts

Für die Lehrkräftebildung – und die Partnerschaft von Schule und außerschulischen Lernorten

Bereits auf dieser Website finden Sie:

  • die Lehrformate, die wir im Laufe des Projekts entwickeln und kontinuierlich einstellen. Zu den Lehrformaten.
  • die Seminar- und Exkursionsberichte sowie die Arbeit in den Expert:innen-Workshops, um Ihnen Einblicke in die Projektarbeit bieten zu können. Zu den Aktionen.

Auf dem Lernort-finder.de finden Sie ab Herbst 2023:

  • außerschulische Lernorte, die sich Ihnen nach den Dimensionen der #Gedenkstättenkompetenz vorstellen und Schulbesuche mit Materialien zur Vor- und Nachbereitung unterstützen.
  • die Möglichkeit für außerschulische Lernorte, sich vorzustellen und Begleitmaterial zur Vor- und Nachbereitung zu erstellen. Treten Sie mit uns in Kontakt.
Titel-Bild:
© Gedenk- und Bildungsstätte Andreasstraße