Relevanz

Geschichte wird an vielen Schulformen in einem Verbundfach unterrichtet. Auch Lernorte zur DDR-Geschichte bieten vermehrt fächerverbindende Bildungsangebote an. Durch die Erprobung und Reflexion konkreter Angebote sensibilisiert die Exkursion Studierende und Lernorte gleichermaßen für Chancen und Herausforderungen fächerverbindenden historischen Lernens.

Ziel

Auf Basis theoretischer Grundkenntnisse zur Geschichte, Funktion und Struktur historischer Lernorte (insb. Gedenkstätten) sollten die Studierenden fächerverbindende Bildungsangebote kennenlernen, erproben und mit den Mitarbeiter:innen diskutieren, ferner Chancen und Herausforderungen entsprechender Ansätze für das historische Lernen reflektieren sowie schließlich darauf aufbauend Konzepte zur Vor- und Nachbereitung von Lernortbesuchen entwickeln.

Struktur

Der Besuch der am Projekt beteiligten Lernorte erfolgte in der Mitte des Semesters. Auf diese Weise war es möglich, die Erfahrungen aus der Exkursion systematisch im Hinblick auf mögliche unterrichtspragmatische Konsequenzen zu reflektieren

Vorbereitung

  • theoretische Grundlagen über Funktion und Aufgaben von Gedenkstätten erarbeiten
  • Chancen und Herausforderungen der Thematisierung von DDR-Geschichte in der Gegenwart kennenlernen
  • empirischer Befunde zum Lernen an Gedenkstätten mit einem Mitarbeiter der Villa ten Hompel diskutieren
  • Konzepte fächerverbindenden historischen Lehrens und Lernens erarbeiten
  • Geschichte und Bildungsangebote der auf der Exkursion zu besuchenden Lernorte recherchieren
  • Fragen und Beobachtungsschwerpunkte für die Exkursion entwickeln

Exkursion

  • historische Lernorte durch Führungen kennenlernen
  • fächerverbindende Bildungsangebote erproben
  • Bildungsangebote mit Gedenkstätten- und Archivpädagog_innen diskutieren
  • Chancen und Herausforderungen fächerverbindender Ansätze reflektieren

Nachbereitung

  • Exkursionserfahrungen gemeinsam reflektieren
  • Grundlagen der Planung von Geschichtsunterricht wiederholen und bedarfsorientiert vertiefen
  • Konzepte zur Vor- und Nachbereitung entwickeln und verschriftlichen, in denen eines der erprobten fächerverbindenden Formate durchgeführt wird
  • Präsentation der Konzepte, um darauf aufbauend abschließend über Chancen und Herausforderungen fächerverbindender Bildungsangebote zu reflektieren

Erfahrungen

Aus Studierendenperspektive stellten sowohl der enge Austausch mit den Mitarbeiter:innen der Lernorte, die Erprobung konkreter Angebote sowie der fächerverbindende Zugriff neue Erfahrungen dar. Allerdings benötigt all dies auch recht viel Zeit, weshalb die selbstgesteuerte Erschließung der historischen Lernorte etwas zu kurz kam. Dies spiegeln auch die Kommentare der Studierenden:

PositivNegativ
„Die vier Lernorte […] haben neue Blickwinkel auf die Gedenkstättenpädagogik eröffnet. Der Austausch mit den Mitarbeiter:innen der Gedenkstätten auf der Metaebene war [hierfür] sehr aufschlussreich.“„Kaum Zeit zur eigenen Erkundung des Lernortes.“

Potentiale

Die Durchführung der Exkursion in der Mitte des Semesters ermöglichte eine systematische Reflexion der gemachten Erfahrungen und erlaubte die Förderung fachdidaktischer Kompetenzen im Bereich der Unterrichtsplanung.

Aus universitärer Perspektive

  • konnten durch die Terminierung der Exkursion die Theorie-Praxis-Verzahnung in doppelter Weise unterstrichen werden. Zum einen war die praktische Erprobung vor Ort durch die Erarbeitung theoretischer Ansätze und wissenschaftlicher Diskurse sinnvoll vorbereitet. Zum anderen konnten die Exkursionserfahrungen theoriebasiert reflektiert und wiederum in unterrichtspraktische Überlegungen überführt werden.
  • konnten auf diese Weise fachdidaktische Strategien und Kompetenzen besonders im Bereich der Planung von Unterricht sowie der Reflexion und Beurteilung konkreter Bildungsangebote gefördert werden.
  • konnten die Studierenden praxisnah Chancen und Herausforderungen fächerverbindenden Lehrens und Lernens reflektieren.
  • konnten die Studierenden durch den Austausch mit den Mitarbeiter_innen tiefergehende Einblicke in die Bildungspraxis außerschulischer Lernorte zur DDR-Geschichte gewinnen. Die tiefgründige und gemeinsame Auseinandersetzung mit einem historischen Lernort pro Exkursionstag erwies sich hierfür aus pragmatischen/logistischen Gesichtspunkten als gewinnbringend.

Herausforderungen

Gleichzeitig sorgten die Terminierung und die damit verbundenen Schwerpunktsetzungen auch für gewisse Herausforderungen:

  • Die kurze Vorbereitungszeit sorgte dafür, dass die Sitzungen in kurzer Zeit und sehr pointiert auf die Exkursion vorbereiten mussten, wodurch einzelne theoretische Ansätze und Diskurse nicht in der Ausführlichkeit thematisiert werden konnten, wie es mit mehr Zeit möglich gewesen wäre.
  • Außerschulische Lernorte bieten vielfältige Möglichkeiten des selbstgesteuerten Erkundens und Lernens, was durch die Fokussierung auf ein konkretes Bildungsprogramm in Teilen etwas zu kurz kam (sofern das erprobte Angebot nicht selbst das selbstständige Erkunden des historischen Ortes zum Ziel hatte).
  • Die Unterstützungsbedarfe der Studierenden bei der Konzeption ihrer Konzepte zur Vor- und Nachbereitung können mitunter recht hoch sein, falls sie sich in ihrem bisherigen Professionalisierungsprozess noch nicht tiefergehend mit Fragen der Unterrichtsplanung beschäftigt haben.

Autor: Dr. Christian Winklhöfer,Oberstudienrat im Hochschuldienst am Institut für Didaktik der Geschichte, Universität Münster

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