Hintergrund
Kooperative Entwicklung des Online-Tools Lernort-Finder für Lehrkräfte und Lernorte
Am Donnerstag, 7. September 2023, fand der Workshop “Digital vernetzt: Unterricht und Lernortbesuche aufeinander abstimmen“ im Besucherzentrum der Gedenkstätte Berliner Mauer statt. Der Workshop brachte Pädagog:innen außerschulischer Lernorte zusammen, um gemeinsam mit den Partner:innen im Projekt #Gedenkstättenkompetenz – Lernen an und mit außerschulischen Lernorten konkrete Umsetzungsvorschläge einer frühzeitigen digitalen Kontaktaufnahme zwischen Lehrkräften und Lernorten in der Planung von Klassenfahrten zu diskutieren. Ziel war es, basierend auf den Bedarfen und Herausforderungen der Bildungsarbeit mit Schulklassen an historischen Lernorten konkrete Vorschläge für die Ausgestaltung eines solchen digitalen Tools zu erarbeiten und Anregungen zur Verbesserung eines bereits existierenden Konzepts zu aufzunehmen.
Der Workshop ist somit Teil eines kooperativen Entwicklungsprozesses im Rahmen des Projekts #Gedenkstättenkompetenz, aus dem heraus das digitale Tool „Lernort-finder.de“ entsteht. Dieses soll Lehrkräfte und Lernorte dabei unterstützen, in einer frühen Phase der Planung von Klassenbesuchen zusammenzufinden, um Erwartungen abzuklären und Potentiale aufzuzeigen, so dass die Exkursion für alle Beteiligten – Schüler:innen, Lehrkräfte und Lernorte – zu einem Erfolg werden kann. Dem Workshop voraus ging bereits im Juni 2023 ein solcher für die Zielgruppe Lehrkräfte, dessen Input nun um die Perspektiven der geladenen Pädagog:innen ergänzt werden sollte.
Perspektivenvielfalt
Bedarfe, Herausforderungen und Wünsche kennen und berücksichtigen
Zu Beginn der Veranstaltung stand das inhaltliche Ankommen aller Teilnehmenden im Vordergrund. Einführend verorteten Dr. Ulrike Wunderle, Leiterin des Projekts #Gedenkstättenkompetenz beim Bund für Bildung e.V., und Dr. Bettina Effner, Leiterin der Abteilung Historisch-Politische Bildung (SBM) und Gastgeberin am historischen Ort, das Anliegen des Workshops aus ihrer jeweiligen Perspektive in einem weiteren Projektzusammenhang, wobei Bettina Effner die Grundidee des gemeinsamen Lernens an und mit außerschulischen Lernorten unterstrich. Der kooperative Ansatz und die Perspektivenvielfalt im Projekt wurden auch in den folgenden Kurzvorstellungen der Partner:innen – neben dem BfB und der SBM die Gedenk- und Bildungsstätte Andreasstraße in Erfurt (Stiftung Ettersberg), der Geschichtsort Villa ten Hompel (Stadt Münster), das Stasi-Unterlagen-Archiv in Berlin (Bundesarchiv) und die Universität Münster – deutlich.
Den Einblicken in das Projekt #Gedenkstättenkompetenz folgte der Fokus auf die Erfahrungen der Pädagog:innen an historischen Lernorten: Zuerst reflektierten alle Teilnehmenden in Einzelarbeit die für sie relevanten Bedarfe, Herausforderungen und Wünsche bezüglich der Bildungsarbeit mit Schulklassen, die ihren Ort besuchten. Sodann trafen kleine Gruppen zusammen, um sich im Austausch über ihre jeweiligen Erfahrungen kennenzulernen und diese in einem nächsten Schritt gemeinsam nach Prioritäten zu ordnen. Schließlich wurden die Gruppenergebnisse vorgestellt und in einem Schaubild zusammengeführt. Als besondere Herausforderungen wurden die Erwartungen der Lehrkräfte, die Unklarheit über das Vorwissen und die Motivation seitens der Schüler:innen aber auch der Lehrkräfte sowie der hohe Zeitdruck und zu große Gruppengrößen genannt. Deutlich formuliert wurden die zentralen Bedarfe einer geregelten und engen Kommunikation sowie der (abgestimmten) Vor- und Nachbereitung und der Wunsch nach einer intensiveren Bindung und Kooperation zwischen Schule und Lernort. Diese Ergebnisse stießen auf einen Konsens unter den Anwesenden. Umso mehr Aufsehen erregten die Ergebnisse einer vergleichbaren Aufstellung aus dem vorhergehenden Lehrkräfte-Workshop: Für die Zielgruppe Lehrkräfte standen organisatorische Herausforderungen, der Bezug zum Rahmenlehrplan, das Auffinden passender Angebote und die Finanzierung in Vordergrund, so dass ein besonderer Bedarf in der Erleichterung der Organisation, in kostenfreien Angeboten oder Finanzierungshilfen sowie in inhaltlicher Unterstützung bzw. in der methodischen und inhaltlichen Orientierung der Angebote vor Ort an der jeweiligen Klassenstufen gesehen wurde. Die Gegenüberstellung der jeweiligen Herausforderungen, Bedarfe und Wünsche bildeten die Grundlage und Überleitung zum Ansatz des Lernort-Finders, der im folgenden Teil des Workshops vorgestellt wurde.
Prototyping
Selbstdarstellungen von Lernorten für den Lernort-Finder entwickeln
In ihrer Einführung zu diesem Arbeitsschritt zeigte Ulrike Wunderle das Anliegen des Lernort-Finders auf, Lehrkräften bei der Planung von Klassenfahrten eine erste digitale Orientierung in der Landschaft der Gedenk- und Erinnerungsorte zur SED-Diktatur und deutschen Teilungsgeschichte zu bieten, sie frühzeitig mit einem passenden Lernort zusammenzuführen und den direkten Austausch anzuregen.
Hierfür beinhaltet der Lernort-Finder drei aufeinander abgestimmte Elemente:
- Eine Suchmaschine für Lehrkräfte, um nach geeigneten Lernorten entlang der für sie relevanten Themen, Klassenstufen, Formate und Zugänge sowie nach Orten recherchieren zu können.
- Die Profilseiten der Lernorte, auf welchen sich jeder Ort nach gleichen Kriterien vorstellen kann.
- Materialien zur Vor- und Nachbereitung von Lernortbesuchen, die sich für alle Lernorte nutzen lassen und von den Lernorten individualisiert werden können.
Nach einer ersten Frage- und Feedbackrunde mit anschließender Pause und Möglichkeit zum Austausch folgte eine weitere Gruppenarbeitsphase. Hierbei stand die Selbstdarstellung des historischen Ortes – der Input seitens der Lernorte – im Fokus: In Form eines Prototyping entwarfen die Teilnehmenden zuerst in Einzelarbeit die zentralen Elemente, die aus ihrer Sicht eine Selbstdarstellung ihres Lernorts in knappen Zügen enthalten sollte. Die individuellen Entwürfe wurden nun durch den bisherigen Entwurf des Lernort-Finders ergänzt, den der Web-Developer René Tümpel vorstellte. Nach ersten Verständnisfragen fanden sich die Teilnehmenden in drei Gruppen zusammen und erarbeiteten aus den jeweiligen individuellen Entwürfen und jenem des BfB in regen Diskussionen neue Vorschläge. Die Gruppenergebnisse wurde mit Blick auf Änderungen, Anregungen und Ergänzungen vorgestellt und gemeinsam reflektiert. Die Ergebnisse dieser zentralen Arbeitsphase stehen im Nachgang für die Optimierung der Profilseite im Lernort-Finder zur Verfügung.
Diskussion
Anregungen zum bisherigen Entwurf des Lernort-Finders aufnehmen
In einem letzten Schritt stellte René Tümpel nun den gesamten bisherigen Entwurf des Online-Tools vor. Intensiv diskutiert wurde die Konzentration des Lernort-Finders auf historische Orte des Erinnerns und Gedenkens innerhalb der Vielfalt der Lernorte mit Bildungsprogrammen (neben Museen, Archiven und Bibliotheken), sowie die Orientierung auf historische Orte der SED-Diktatur, der doppelten Diktaturgeschichte und der deutschen Teilung, um eine Lücke in der Kommunikation zwischen Lernorten und Lehrkräften zu schließen. Ein weiterer Schwerpunkt der Diskussion lag auf der Konzeption der Suchmaschine und den dort verwendeten Begriffen. Sie führten die Vorgaben der Lehrpläne zusammen und waren im Austausch mit Lehrkräften, Fachseminarleiter:innen und Projektpartner:innen konkretisiert worden. Die Beiträge der Teilnehmenden gaben wertvollen Input für eine Optimierung der Suchbegriffe.
Die Materialien zur Vor- und Nachbereitung von Lernortbesuchen – neben der Suchmaschine und der Selbstdarstellung ein weiteres zentrales Element des Lernort-Finders wurden hier nur kurz eingeführt, das ihre Vorstellung auf der Arbeitstagung am 8. September erfolgen sollte.
Fazit
Der Workshop insgesamt lebte vom inspirierten Austausch zwischen den geladenen Lernorten und Partner:innen im Projekt und bildete eine gute Basis für die weitere Arbeit an dem Online-Tool sowie einen guten Auftakt für die anstehende Tagung zu Fragen der Lehrkräftebildung im Rahmen des Projekts #Gedenkstättenkompetenz, zu der alle Workshop-Teilnehmenden ebenfalls geladen waren.
Projektkontext
Einordnung in den Projektkontext
Der Workshop fand im Rahmen des Projekts #Gedenkstättenkompetenz – Lernen an und mit außerschulischen Lernorten statt, das sich seit August 2021 dem übergeordneten Ziel widmet, Lehrkräfte darin zu unterstützen, den Besuch von Gedenk- und Bildungsstätten zur SED-Diktatur und deutschen Teilungsgeschichte gewinnbringend für ihren Unterricht zu nutzen und hierdurch gemeinsam mit den Bildungsteams vor Ort ihre Schülerinnen und Schüler in der Entwicklung eines fundierten und reflektierten Geschichts- und Demokratiebewusstseins zu fördern. Das Projekt wird im Rahmen des Bundesprogramms „Jugend erinnert“ an der Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur von der Bundesbeauftragten für Kultur und Medien gefördert.