#Gedenkstättenkompetenz – ein problematischer Begriff
Der Begriff #Gedenkstättenkompetenz dient im Rahmen des Projekts vorrangig dazu, unsere Überlegungen begrifflich zu fassen und projektrelevante Aspekte der Lehrkräfteprofessionalisierung zu schärfen, wie:
- Überzeugungen zur Relevanz historischer Lernorte für historisch-politische Bildung und Erinnerungskultur;
- Geschichtswissen: Doppelte Diktaturgeschichte und deutsche Teilungsgeschichte, Fragekompetenz, historische Methodenkompetenz (z.B. Quellenanalyse);
- Geschichtskulturelles Wissen: Funktion von Gedenkstätten und laufende Diskurse, Methoden der Ausstellungsanalyse;
- Geschichtsdidaktisches Wissen: Schülervorstellungen, Analyse gedenkstättenpädagogischerAngebote, Planung, Vor- und Nachbereitung von Gedenkstättenbesuchen.Inhaltlich gilt es, die Anschlussfähigkeit dieser Überlegungen an vorliegende Modelle zu prüfen.
Die Modellbildung basiert auf fächerübergreifenden und geschichtsdidaktischen Konzepten der Lehrkräfteprofessionalisierungsforschung (Baumert & Kunter 2006; Heuer et al. 2017). Diese theoretischen Grundlagen dienen dazu, Ausbildungs- und Fortbildungsmodule zum Lernen an und mit historischen Lernorten theoriebasiert zu begründen, Lernpotentiale archiv- und gedenkstättenpädagogischer Angebote herauszustellen und auch gegenüber den Lehrkräften zu kommunizieren. Die Verständigung auf projektrelevante Kompetenzbereiche, die im Rahmen der Lehrkräftebildung systematisch gefördert werden können, ist daher grundlegend für die projektinterne Kommunikation sowie für den Transfer der Projektergebnisse.
Zugleich liegt dem Begriff #Gedenkstättenkompetenz ein weit gefasstes Verständnis von Gedenkstätten zugrunde, das – gemäß der Gedenkstättenkonzeption des Bundes 1999/2008 – insbesondere die Lernortfunktion stärkt und die lernortspezifischen Potenziale betont. Entsprechend kooperieren wir im Zuge unseres Projekts mit Lernorten, die die folgenden Qualitätsmerkmale erfüllen: Sie
- repräsentieren historische Orte,
- blicken auf einen Institutionalisierungsprozess als Ergebnis eines geschichtspolitischen Diskursprozesses zurück,
- ermöglichen exemplarische thematische Perspektiven auf (doppelte) Diktatur- und Teilungsgeschichte (national – regional),
- arbeiten mit lernortspezifischen Quellengruppen und Sammlungsbeständen
- verfügen über eine dauerhafte Ausstellung,
- bieten pädagogische Angebote für unterschiedliche Besuchergruppen an und
- verfügen über eine professionelle Archiv- und Gedenkstättenpädagogik.
Literaturverweise:
Baumert, Jürgen / Mareike Kunter (2006): „Stichwort: Professionelle Kompetenz von Lehrkräften“. In: Zeitschrift für Erziehungswissenschaft, 9 (4), S. 469-520.
Heuer Christian / Resch, Mario & Seidenfuß, Manfred (2017): „Geschichtslehrerkompetenzen? Wissen und Können geschichtsdidaktisch“. In: Zeitschrift für Didaktik der Gesellschaftswissenschaften, 8 (2), S.158-176.